Arancello ist die Orangen-Variante des Limoncello – also ein Orangenlikör, den man mit Orangenschalen und Alkohol ansetzt. Ich hatte mich schon lange geärgert, dass die Schale beim Essen von Orangen immer in den Abfall geht. Bei Bio-Orangen ist es um dieses intensive, nur leicht bittere Aroma viel zu schade. Warum also nicht das Konzept des Limoncello auf Orangen anwenden?

Anfang des Jahres ist in Spanien Orangen-Erntezeit. Die Orangen habe ich deshalb per Crowdfarming direkt beim Anbauer aus der südspanischen Provinz Almeria eingekauft: Zehn Kilogramm Orangen der auch in der Schale besonders aromatischen Sorte Washington Navel. Die Früchte werden frisch gepflückt, direkt nach Deutschland geschickt und sind ein Hochgenuss für Orangenmarmelade und zum Essen pur. Ein Teil der dabei anfallenden Schalen wird zu Arancello.
Und wenn man dann googelt, stellt man fest: Die Idee hatten auch schon andere. Arancello gibt’s im Handel, wenn auch selten. Wie bei der zitronigen Variante findet man auch beim Arancello – in Deutschland auch mal Orangecello genannt – Rezepte, bei denen die Orangenschalen mit Wodka angesetzt werden. Aber 96prozentiger Trink-Alkohol löst die intensiv orange Farbe der Schalen und den kräftigen Orangengeschmack viel besser und auch schneller. Auch beim Invertzucker setze ich lieber auf Profimaterial, statt den Zuckersirup selbst zu kochen. Das vermeidet das Risiko, dass der Zucker später im Likör auskristallisiert.

Ich mag beim Arancello einen etwas herberen Geschmack, nicht die überzuckerte Variante, wie man sie im Handel gewöhnlich bekommt. Wer es lieber etwas süßer mag, verwendet einfach etwas mehr Invertzucker.
Arancello aus Bio-Orangen
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Zutaten
- 200 g frische Orangenschale
- 500 ml 96prozentigen Weingeist (Trink-Alkohol)
- 330 ml Invertzucker
- 450 ml Wasser (möglichst weiches Wasser, kein Mineralwasser; hartes Wasser evtl. filtern und abkochen, um den Kalkgehalt zu reduzieren)
Anleitungen
- Die orangefarbene Schicht der Orangenschale mit einem Sparschäler dünn abschälen und in etwas kleinere Stücke schneiden.Je nachdem, wie bitter der weiße Teil der Schale ist, solltest Du genau darauf achten, nur den orangefarbenen Teil zu verwenden, weil der Arancello sonst eine zu bittere Note bekommt.
- Orangenschale in ein Glas- oder Edelstahl-Gefäß legen und mit dem Alkohol übergießen, so dass die Schalen bedeckt sind.
- Luftdicht verschlossen, dunkel und kühl (nicht im Kühlschrank) gelagert für zehn Tage ziehen lassen.Mehr Zeit schadet nicht, bringt aber auch keinen zusätzlichen Geschmack. Verwendet man Wodka statt des 96prozentigen Alkohols, sollte man die Zeit aber auf etwa 3-4 Wochen verlängern.
- Ansatz mit einem sauberen Küchensieb abfiltern, mit dem Wasser und Invertzucker mischen.Bei Zugabe des Wassers bekommt der bis dahin orangefarben-durchsichtige Ansatz des Arancello seine typisch milchig-orange Farbe.Ein Mischverhältnis von 39% Alkohol-Ansatz, 26% Invertzucker und 35% Wasser ergibt einen Likör mit rund 38 Volumen-Prozent Alkohol.
- Einen Tag ruhen lassen, dann probieren und gegebenenfalls mit Wasser und Invertzucker abschmecken - also mit Wasser dem Alkohol Schärfe nehmen, mit Invertzucker mehr Süße hinzufügen. Ist der Likör zu süß, mit 1 Teil 96%igem Alkohol und 2 Teilen Wasser strecken (dieser Tipp stammt von der Brennerei Kessler, Danke!).
- Den fertigen Arancello in luftdichte Flaschen abfüllen und dann Geduld haben. Denn der Likör sollte für den perfekt runden Geschmack noch ein einige Wochen ruhen.
Die gleiche Idee hatte ich heute auch, nachdem ich 4 Flaschen Limoncello abgefüllt habe: warum nicht auch das Ganze mit Orangenschalen machen, denn auch wir bestellen immer Orangen direkt vom Erzeuger in Spanien (vermutlich beim gleichen Anbieter ;)) und haben die bislang immer entsorgt.
Beim nächsten Mal probiere ich das nun auch mit dem Arancello.
Handelt es sich bei den Angaben um 200g „geputzte“ Orangenschale oder 200g Orangenschale die gerade von der Frucht frisch abgezubbelt worden ist?
Ja es ging darum, dass die weiße Haut in der Schale ja ab muss. Ich bestelle die Orangen hauptsächlich zum Essen und wir pellen die ganz normal und frieren die Schalen (auch Zitronenschalen) immer ein. Mache meinen Limoncello und Orangeat etc. immer daraus. Daher meine Frage. Verzeih wenn es unklug klang.
Jetzt muss der Zucker noch gekocht werden, dann gehts ans Vermählen. Es bleibt spannend
Okay, verstehe 😉 Gute Idee eigentlich, die Schalen einzufrieren. Probier mal, den orangen Teil der Schale mit einem Kartoffelschäler abzuschälen; je nach Orangensorte kannst Du sie danach immer noch ganz passabel schälen und essen. Dann sparst Du Dir das mühsame abfriemeln des weißen Teils.
@Katja: ich bin mir nicht sicher, was der Unterschied wäre, aber es handelt sich jedenfalls um die 200g, die dann auch tatsächlich im Alkohol eingelegt werden. Auf ein paar Gramm hin oder her kommt’s dabei aber auch nicht an. Lieber etwas zu viel als zu wenig 😉
Richtig gute Rezept Idee gewesen, da ich limoncello schon seit Jahren genauso mache, war es mit Orangen eine gelungene Abwechslung.
Was ich noch wärmstens empfehlen kann, den fertigen Arancello mit tonic und Eis in einem Longdrink Glas zu mischen & mit dazu einen Rosmarin Zweig dazu geben. Perfekter Sommerdrink.
Danke, Wolfgang, für den Tipp mit dem Tonic – das klingt allerdings sehr lecker, muss ich heute Abend sofort ausprobieren, auch wenn der Somme noch etwas auf sich warten lässt 🙂
Hallo, ich frage mich ob ich was falsch mache, weil mein Arancello ist zwar schön gelb, aber durchsichtig. Auf den Fotos sieht er ganz anders aus.
Bei der Gelegenheit habe ich eine Frage, ich muss das unbedingt wissen, Wie wird Arancello cremig. Meine Nichte schwärmt mir immer von dem cremigen Likör vor. Weiss das jemand?
@Bärbel: Das Arancello, genau wie Limoncello, sollte eigentlich bei der Zugabe des Wassers trüb werden. Das passiert also erst im letzten Schritt, wenn Du Alkohol, Invertzucker und Wasser mischst.
Cremig könnte der Likör durch Zugabe von Sahne werden, habe ich aber noch nie ausprobiert, da ich diese Konsistenz wie bei Baileys & Co persönlich überhaupt nicht mag. Du könntest das ja einfach mal mit einer kleinen Menge probieren, um zu sehen, ob/wie das klappt.