Buch-Rezension: Praktische Profi-Tipps zur Food-Fotografie

„Was für eine Unart, ständig und überall sein Essen zu fotografieren“, habe ich kürzlich wieder zwei ältere Damen am Nachbartisch lästern gehört. Natürlich meinten sie uns damit. Natürlich haben wir unser Essen fotografiert. Für Instagram, für unsere Reiseblogs, für uns selbst als digitales Gedächtnis.

Bei MITP, einem meiner Lieblingsverlage für Sachbücher, ist jetzt ein Buch des Food-Fotografen Cliff Kapatais erschienen, das erklärt, wie man Essen, oder modern formuliert: „Food“, richtig in Szene setzt. Nicht von oben herab aus Sicht eines Fotografen, der vor allem seine überlegenen Fähigkeiten präsentiert. Sondern liebenswert pragmatisch, realitätsnah, für Nicht-Fotografen verständlich und leicht anwendbar.

Was hätten die Lästermäuler wohl erst gesagt, wenn wir den einen oder anderen Tipp umgesetzt hätten? Die Speisekarte als Reflektor zum Aufhellen benutzt und vielleicht auch noch Gläser und Teller am Tisch etwas umgestellt hätten, um einen harmonischeren Hintergrund zu bekommen? Oder den Kellner gebeten hätten, den Teller noch einmal zum Tisch zu balancieren?

Food-Fotografie in allen Situationen – auch beim Essen im Restaurant

Foodfotografie, Cliff Kapatais
Foodfotografie, Cliff Kapatais – bei Amazon als Softcover (24,99 Euro)

Cliff Kapatais geht sowohl auf Food-Fotografie beim Dinner im Restaurant ganz ohne Hilfsmittel ein, als auch auf eine gewisse Inszenierung beim Essen fotografieren in der heimischen Küche. Von oben, im 45-Grad-Winkel oder aus der Tischkanten-Perspektive? Das Licht von oben, hinten oder lieber von der Seite? Und wie kann man auf die Lichtsituation eigentlich beim Essen im Restaurant Einfluss nehmen?

Der Autor gibt aber auch Einblicke und Tipps in die professionelle Food-Fotografie im Studio inklusive Praxis-Erfahrungen zur Planung und Durchführung von Shootings.  Dabei spart er sich die sonst oft zelebrierte Materialschlacht mit teurer Ausrüstung und erklärt stattdessen, wie man einfache Hilfsmitteln wie Duct-Tape, Zahnstocher oder Baumarkt-Klemmen nutzen kann.

Das Buch zeigt grundlegende Konzepte und Tricks und erklärt beispielsweise, wie man Foto-Tipps wie das „Framing“ – also die Suche nach einem vordergründigen Rahmen zum eigentlichen Motiv – in der Food-Fotografie einsetzen kann. Besonders hilfreich sind Tipps, wie man auch Gerichte ansprechend und appetitanregend präsentiert, die für sich genommen erst einmal ziemlich langweilig sind, etwa eine Suppe oder ein Porridge.

Technik und Fotografie-Knowhow so ganz nebenbei

Der Autor erklärt auch einige Fotografie-Grundlagen, sodass man kein größeres Grundwissen mitbringen muss, um direkt in das Spezialthema Food-Fotografie einzusteigen. Dazu gehören dann auch Tipps für den Umgang mit Licht und beispielsweise, wie man einen Farbstich in Situationen verhindert oder später korrigiert, in denen man nur mit dem vorhanden Raumlicht arbeiten kann.

Ein Kapitel widmet sich außerdem der Bild-Nachbearbeitung am PC. Der Autor setzt dafür Photoshop und Lightroom ein, beschreibt sein Vorgehen aber in einer Weise, dass man das auch mit anderer Bildbearbeitungssoftware nachvollziehen kann. Dabei geht es weniger um Schritt-für-Schritt-Anleitungen, sondern um das grundsätzliche Vorgehen

Besonders gut gefällt mir ein Kapitel mit Übungsaufgaben. Dort erklärt der Autor Schritt für Schritt und leicht nachvollziehbar die Gedankengänge, Entscheidungen und Methoden, die zu einem guten Foto führen, etwa am Beispiel eines Fotos einer simplen Tomate.

Fazit: Sehr praxisnah und direkt anwendbar

Cliff Kapatais gelingt es, leicht verständlich zu schreiben und Tipps zu geben, die sich mit wenig Aufwand umsetzen lassen, ohne dabei aber oberflächlich oder trivial zu sein. Alles hat Hand und Fuß, bringt einen auf neue Ideen.

Wer sich bereits intensiver mit Food-Fotografie beschäftigt hat, wird keine großartig neuen Erkenntnisse gewinnen, das wäre von einem 140-Seiten-Buch zu viel verlangt. Aber eine gute Anregung hier, eine Erinnerung an längst wieder vergessene Tipps und den einen oder anderen, kleinen Trick findet man dennoch.

An manchen Stellen wünscht man sich noch mehr Tipps oder eine etwas ausführlichere Erklärung. Andererseits macht es gerade den Reiz dieses Buchs aus, eben kein langatmiges Lehrbuch zu sein, das man nach der Hälfte der Seiten ermüdet und überfordert weglegt.

Präzise und pragmatische Kurzzusammenfassungen nach jedem Kapitel rekapitulieren in wenigen Sätzen noch einmal die wichtigsten Aspekte. Das ist besonders praktisch, wenn man sich später noch einmal den Inhalt eines Kapitels in Erinnerung rufen will, ohne alles noch einmal neu zu lesen.

Und nicht zuletzt enthält das Buch viele, schöne Food-Fotos in einem sehr geradlinigen Stil, der einen auch als Anfänger nicht abschreckt, sondern durchaus das Gefühl vermittelt, dass so etwas auch selbst zustande zu bringen kann.

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Anmerkung*: Der Verlag MITP hat uns ein kostenloses Rezensionsexemplar des Buchs zur Verfügung gestellt.
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